Riyadh 17.01.2012 21:00h Ortszeit.
Gerade bin ich aus dem Pool gestiegen. Irgendwie ist es ja doch ein bisschen frisch. Da hilft nur schnell abtrocknen und rein in die warmen Sachen.
Während ich gemütlich nach Hause schlendere stellt sich mir mal wieder die alles beherrschende Frage:
Was macht man eigentlich hier wenn man nicht auf einem Compound wohnt?
Irgendwie seltsam. Riyadh ist für mich die Stadt des Sports und der Bewegung geworden, während der Saudi an sich ja eher unsportlich ist. Wobei, wenn man genau hinsieht gibt es ja auch ein paar sportliche Saudis. Ihnen beim "Sport" zuzusehen ist eine wahre Wonne. Jeden Abend auf dem Heimweg von der Arbeit kann man diese Rarität bewundern. Da sieht man einen jungen Mann mit Thobe, der sich gerade die Sportschuhe anzieht um sich danach dann ausgiebig zu dehnen. Nach dem das Aufwärmprogramm vorbei ist, macht er sich auf und ... Moment. Er läuft nicht. Nein. Er geht spazieren. Wahnsinn. Laufen wäre ja zu anstrengend, also zieht man sich sportlich an, um dann spazieren zu gehen. Noch nicht mal walken, was zwar sportlich ist aber komisch aussieht, nein er geht spazieren. Es sieht einfach herrlich aus, wie dutzende Saudis, auch Frauen (natürlich in ihren sportlichen Abayas wohl bemerkt), sich sportlich (das heißt Sportschuhe) zum spazieren gehen anziehen um dann gemächlich die Straße hoch und runter zu schlendern oder wahlweise auch im Quadrat um die Baustelle oder den Schuttabladeplatz herum.
Ob das dann soviel bringt? Das wage ich zu bezweifeln, wenn man danach dann doch wieder die 5 Meter nach Hause fährt anstatt zu laufen oder sich zur Erholung doch schnell noch mal ein McDonalds Menü genehmigt. Man hat ja schließlich Sport gemacht.
Womit ich dann auch schon zu meinem zweiten Punkte komme. Denn außer Sport kann man hier vor allen Dingen gut Essen. Besonders wenn man auf Teufelsküche steht. An jeder Ecke gibt es Burger Ketten und fast hat man das Gefühl, dass es selbst in Amerika nicht mehr Fastfood Ketten zu finden gibt als hier in Riyadh. Herfy's, Burger King, Mc Donalds, Hardees, Subway, TGIF, ..... diese Liste kann unendlich weiter geführt werden. Die Prominenz des gesunden Lifestyles ist auf jeden Fall hier vertreten und wer sich dann mal nach einer Salatbar umschaut wird wahrscheinlich auf staunende Gesichter stoßen. Wenn man dann in einem Restaurant mal die Speisekarte hoch und runterschaut und versucht mal ein Gericht ohne Fleisch zu finden, da muss man sich dann auch schon etwas mehr anstrengen, da vegetarische Gerichte doch eher spärlich gesät sind in den Esslokalen der Saudi Arabischen Hauptstadt.
Nachdem man dann gegessen hat und sich natürlich ungeschickter Weise komplett mit Burgersoße eingesaut hat, muss man natürlich nach Hause fahren. Ach, da wäre ja der dritte Punkt. Das Autofahren. In jeder möglichen nur vorstellbaren Variante. Der saudischen Jugendlichen Lieblings Hobby. Hier mal ein kleines Beispiel was so vorstellbar ist:
Wenn einem langweilig ist fährt man Auto. Bei den Sprit preisen ist dies natürlich auch absolut verständlich. Man fährt um den Block, oder nen Freund besuchen. Man fährt in die Wüste und heizt die Dünen hoch und runter oder man fährt einfach um des Fahrens Willen. Zum Beispiel zur Mall.
Damit wären wir dann bei dem heutigen Hit des Tages:
Das wäre dann die vierte Freizeitbeschäftigung, der man hier so nachgehen kann. Geld ausgeben. Das kann man natürlich nicht nur in der Mall sondern auch auf vielen Souqs oder in irgendwelchen anderen Geschäften.
Ja und nun? Im Großen und Ganzen war es das schon fast, was man in der Millionenstadt Riyadh so machen kann. Da der Saudi an sich sich ja auch lieber hinter hohen Mauern verschanzt, anstatt sich unter Menschen zu wagen, um dort in seiner Privatsphäre zu schwelgen sind auch Caffee's eher selten anzutreffen. Mal abgesehen von Dunkin' Donuts, Starbucks und Konsorten. Bei 60 Grad im Sommer ist es natürlich auch viel zu warm um sich draußen aufzuhalten, sodass auch öffentlich Parks nicht so oft zu finden sind. Höchstens in den privaten Anlagen der Scheichs und reichen Leute oder in den Prestige Gegenden Riyadh's.
So stellt sich mir einmal mehr die Frage, was man eigentlich macht wenn man hier dauerhaft lebt? Ein ganz schön einseitiges und abwechslungsloses Leben muss das sein.
Zu viel Freizeit und nichts zu tun. Da kommt man doch schon mal auf dumme Gedanken weil man nichts mit sich anzufangen weiß. So verwundert es mich dann doch immer weniger, dass man hier strikte Regeln braucht um die Menschen im Zaum zu halten und ihre Ideen auf ein Minimum zu beschränken.
Doch wie könnte man dies besser machen, als mit einer strengen Auslegung bestimmter Ansichten?
Guten Abend Jens, na da hast du ja schon wieder den ersten Abend von deinem Wochenende vorbei. Diese Woche war ich fast jeden Abend unterwegs. Aber der Film mit den Autos auf der Strasse ist schon etwas beängstigend. Ich kann kaum glauben, daß die jungen Leute in Riyadh so über die Straße fahren und sich dann auch noch aus Seiten und Dachfenstern raushängen. Sind ja scheinbar ein wenig lebensmüde. So lange ihr ordentlich fahrt und durch die Doofis nicht in Gefahr geratet ist's mir egal. Für heute soll's das mal sein. Das Päckchen ist auf dem Weg.
AntwortenLöschenGute Nacht, bis bald Mama