Während die Tage hier in Riyadh so einer nach dem anderen vorbei tröpfeln und man sich versucht irgendwie zu beschäftigen, neigt sich das Semester am College dem Ende zu.
Die letzten Examen werden geschrieben und das häufigste Gesprächsthema auf den Fluren der geheiligten Hallen ist der bevorstehende Urlaub. Der eine fährt nach Sri Lanka, ein anderer nach Norwegen und der nächste fährt mal wieder sonst wo hin. Da kann man vor Neid schon mal erblassen, vor allem bei dem Gedanken, dass man in der nächsten Woche Arbeiten muss. So ist das halt in der Vorlesungsfreien Zeit. Die Lehrer fahren in den Urlaub und der Rest muss auf das College aufpassen.
Vorlesungsfreie Zeit. Pah. Was ist das schon? Nicht mit mir. Frohen Mutes begebe ich mich also Samstag morgen wieder auf die Arbeit und während ich so durch die Straßen Riyahds fahrend mich meinem Arbeitsplatz nähere wird mir eines mit erschrecken bewusst: "Es ist kein Verkehr auf den Straßen." Kein Gedrängel, kein Gehupe. Es herrscht einfach Frieden auf der Straße.
Es kann doch nicht sein, dass nur weil unser College Vorlesungsfreie Zeit hat plötzlich alle Autos von der Straße verschwunden sind. Wahrscheinlich wird nicht nur unser College zur Zeit frei haben, da auch bei allen anderen Colleges und Schulen, an denen man so vorbei fährt, einfach niemand vor der Tür steht.
An unserem College angekommen parken keine Autos in fünf Reihen bis in die Mitte der Straße vor dem Eingangstor. Niemand streitet sich mit den Sicherheitsleuten ob er hier parken darf oder nicht. Kein Auto weit und breit und auch auf dem Lehrer Parkplatz ist der beste Platz noch nicht belegt und ich reihe mich munter ein.
Im Gebäude dann scheint zunächst alles ganz normal zu sein. Ruhiger zwar als sonst, aber alles normal, außer das heute niemand an den Informationsschaltern der Trainee Affairs sitzt. Warum sollen diese Jungs aber auch hier sein, wenn ja kein Student hier ist, dem sie Auskunft erteilen können. Hier trennen sich dann auch die Wege von mir und meinem munteren Mitfahrer und ich begebe mich weiter auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz. So gehe ich nun die Treppe hoch und mit einem Mal wird alles anders.
Auf den Gängen ist das Licht aus. Die Bürotüren sind alle verschlossen. Niemand zu sehen weit und breit. Ein komisches Gefühl, denn auch in dem sonst eher lebhaften Flur der Englischlehrer ist niemand zu sehen, kein Gespräch zu hören und auch hier ist das Licht aus. Wirklich gespenstisch. Während ich mich weiter durch das Dunkel vorwage stelle ich fest, dass sogar in der Küche noch niemand das Licht angemacht hat.
Wie ist denn sowas möglich? Alle ausgeflogen!
So schlage ich mich weiter durch bis ich endlich in dem Vorzimmer zu meinem Büro angekommen. Schnell einmal Licht anmachen damit es wenigstens etwas danach aussieht, als ob hier noch jemand arbeiten würde.
So kommt es dann, dass in der Training Section für einige Zeit das einzige Licht in dieser Ecke des Colleges Brennt.
Wie zu jedem Start in einen vernünftigen Arbeitstag wird sich dann erstmal ein großer Kaffee gezogen. Während ich so vor der Kaffeemaschine stehe ertönt von hinten ein grummeliges "Hello" Erschrocken zucke ich zusammen und stelle fest, dass es kein Geist sondern ein weiterer einsamer Zurückgelassener ist. Wenigstens ein Lehrer in dieser Ecke des Colleges der die Fahne hochhält.
So ist das halt in der Vorlesungsfreien Zeit. Willkommen im Geisterhaus TTC.
Na hoffentlich wird es nicht zu gespenstisch für dich. Aber es kann sicher nicht so schlimm sein, wie abends imDunkeln durch ein Anatomisches Insti tut zu laufen. Kann ich ein Lied von singen. Aber das war ja vor Urzeiten. Aber ich kann mir vorstellen wie es dir zu Mute war. So, wie lange dauert denn die vorlesungsfreie Zeit? Wir sind gerade von Oma und Opa zurückgekommen. War schön. Oma hat erzählt, daß du Ihnen geschrieben hast und hat sich sehr gefreut.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Mama