Die Beschäftigung am Wochenende gestaltet sich hier in Riyadh, auf Grund der bescheidenen Freizeitangebote, meist doch eher schwierig und so bedarf es akribischer Planung, damit das Wochenende nicht vor lauter Langeweile vor dem Fernseher verschwendet wird.
Glücklicherweise wurde ich aber von einem Kollegen auf den Ranco Compound eingeladen. Ranco Compound am Mittwoch Abend bedeutet selbstgemachtes Bier zum günstigen Preis, wie man mir zuvor berichtet hatte. Bisher bin ich aber leider noch nicht in den Genuss gekommen, aber das sollte sich an diesem Abend ändern. Zunächst haben wir uns erstmal zu viert bei mir getroffen und uns, wie das so üblich ist, schon mal auf den Abend eingestellt. Natürlich mit selbstgemachtem Wein. Nach dem wir dann frisch gestärkt und voller Tatendrang uns auf den Weg gemacht haben mussten wir erst mal ein Taxi anhalten. Der erst Taxifahrer ist, nach dem wir ihm unser Ziel genannt haben, einfach wutentbrannt ohne uns losgefahren. Er hat irgendwas von "too short" gemurmelt. Kann aber eigentlich nicht sein. Nachdem uns dann auch der zweite Fahrer zunächst sehr irritiert angeschaut hat, haben wir uns einfach ins Auto gesetzt und ihm zu verstehen gegeben, dass wir den Weg kennen und er fahren soll. Das hat er dann auch anstandslos gemacht und so sind wir dann kurze Zeit später am Ranco Compound angelangt, aber auf dem Gelände sind wir zunächst etwas ziellos umhergeirrt, bis uns eine Gruppe von Teenies den Weg erklären konnte. So haben wir uns dann bald darauf in der Bar wieder gefunden und konnten uns an dem frischen Bier erquicken. Was für ein Luxus am Wochenende einfach mal eine Bar aufsuchen zu können um unter Menschen zu sein.
Nach dem zweiten Bier habe ich dann zu Cid Cola gewechselt. Das ist so eine Art selbstgemacht Rum. Sehr lecker und hat seine Wirkung auch nicht verfehlt. Nebenbei konnten wir noch einigen Leuten beim Billardspielen zu schauen oder irgendein Fussballspiel auf der Leinwand verfolgen. Ein wunderbare einfache Kneipe also. Zwar schon etwas heruntergekommen, aber dafür mit mehr Charakter.
Als wir uns dann verabschiedet haben, erwartete uns vor der Tür eine Szenerie, welche ich so bisher noch nicht gesehen habe. Es war ein Sandsturm über Riyadh gezogen, bzw. gerade noch dabei über die Stadt herzuziehen und man konnte keine 50 Meter weit schauen. Zum Glück hielt auch schnell ein vermeintliches Taxi an. Ein normaler saudischer Jugendlicher der sich wohl ein Rial dazu verdienen wollte. Da er uns den gleichen Preis genannt hat wie zuvor der Taxifahrer sind wir eingestiegen und los gefahren. Da unser Fahrer noch am Rauchen war und daher das Fenster offen hatte, ist uns bei einer Windboe eine ganze Ladung Sand und Kies ins Gesicht geschleudert worden. Heftig wie stark der Sand durch die Gegend geblasen wird. Gar nicht auszumalen, wie es erst im offenen Gelände sein muss, wenn man keinen Schutz vor dem Wind hat. Durch den ganzen aufgewirbelten Sand in der Luft sah alles so aus als ob es mit dem Sepiaton von jedem Photoapparat hinterlegt ist.
Nachdem ich am nächsten Tag den Neusand weg geschoben habe sind wir dann erst mal in ne Mall gefahren. Schon frustrierend, dass man zum Zeitvertreib shoppen gehen muss, weil es nichts anderes zu tun gibt. Die Riyadh Gallery war aber doch sehr schön an zu sehen mit ihren angelegten Bachlauf in der Mitte. Während wir so durch die Gegend geschlendert sind, hat sich dann auch noch eine Gelegenheit ergeben, heute mit zum Edge of the World zu fahren, aber diesmal Off Road und richtig :-)
Also haben wir uns dann heute morgen um 9 getroffen und sind mit 3 Autos losgedüst. Zunächst ging es aber erst ein mal zu einer Karawanserei. Das ist ein Dorf bei dem sich die Karawanen früher mit allen nötigen Sachen versorgen konnten. Hier hat das Leben geblüht.
Jetzt sind nur noch ein paar eingefallene Lehmbauten übrig geblieben, aber trotzdem zählt diese Karawanserei zum Unesco Weltkulturerbe. Der Eintritt in das Gelände war aber leider verboten.
Da aber kein Zaun vorhanden und niemand da war der uns aufgehalten hat sind wir natürlich trotzdem hineingegangen.
Nach dem wir uns dann zur Genüge vorgestellt haben, wie es hier doch wohl vor 100 Jahren ausgesehen haben muss und wir auf den Spuren von Indiana Jones versucht haben Schätze zu finden, was leider erfolglos war, hat uns dann die Abenteuerlust noch mehr gepackt und wir sind in Richtung Edge of the world gefahren. Da hies jetzt Off Road weiter fahren.
Zunächst mussten wieder durch das Acacia Valley unberührte Natur weit und breit niemand zu sehen. Bis auf ein mal eine riesen Autolawine an uns vorbei zischt. Das war es dann wohl mit Ruhe und Frieden in der Einöde. Hash House Harriers heißt die Truppe. Ein Örtlicher Wander und Saufverein. Bestehend aus 100% expats. Wie sich herausstellen war diese Truppe leider auf dem Weg zu dem selben Ziel wie wir. Nichts desto trotz hielt uns dies nicht davon ab einen Staudamm zu bewundern.
Ja genau. Einen Staudamm. Mitten in der Wüste. Ich kann es mir zwar nicht wirklich vorstellen, aber wenn es regnet müssen hier unglaubliche Wasser massen langfließen und ohne Staudamm würden diese Wassermassen ein große Bedrohung für Riyadh darstellen. Während wir weiter in Richtung unseres Zieles fahren und ich mir die Landschaft so betrachte wird mir eines aber ganz besonders deutlich. Das ganze Tal ist eigentlich ein Fluss Bett. Zwar fließt hier momentan kein Wasser, aber die Spuren die das Wasser hinterlassen hat sind eindeutig erkennbar.
An unserem Ziel angekommen hat sich uns die mir schon bekannte unglaublich Aussicht offenbart. Kilometer weit ohne einen weiteren Berg im Blickfeld kann man sehen. Heute leider nicht so gut wie sonst, da die Luft von dem Sandsturm immer noch voller Staub ist, aber die Aussicht ist trotzdem Wahnsinnig. Vor einem solchen Panorama könnte ich stunden lang stehen und einfach nur in die Ferne schauen.
Hab' ich mir doch gedacht, daß du wieder was besondes tolles am Wochenende erlebst. Aer mußtest du dich unbedngt auf den äußeren Zipfel der Felsnase über dem Abgrund setzen. Du versetzt deine Mutter in Angst und Schrecken, ich hoffe, du bist dir darüber bewußt, ha ha ha. Ich denke, du weißt wie es gemeint ist. Bis bald liebe Grüße
AntwortenLöschenmama